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„Das Gesundheitswesen wird sich radikal verändern“

Mann trägt blaues Jacket mit weißen Hemd.

Gottfried Ludewig, Chef der globalen T-Systems-Gesundheitssparte.

Mit digitalen Identitäten, neuen Kommunikationskanälen und Large Language Models kommt frischer Wind ins deutsche Gesundheitswesen. Davon ist Gottfried Ludewig, Chef der globalen T-Systems-Gesundheitssparte, überzeugt. Die Telekom-Tochter zeigt bei der DMEA 2024, wie Mehrwerte entstehen – für Krankenhäuser, Krankenkassen sowie Patientinnen und Patienten.

Laut Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach ist Deutschland ein „Entwicklungsland“ bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens. Sehen Sie das auch so?

Der Minister hat mit seinen Digitalgesetzen an die Fortschritte der letzten Legislaturperiode gut anknüpft und nimmt mutige Weiterentwicklungen vor. Das wird auch den Standort Deutschland stärken. Insofern hat sich bereits einiges entwickelt und wir nehmen jetzt gerade Fahrt auf, diese Entwicklung weiter voranzutreiben. In diesem Sinn ist der Begriff Entwicklungsland richtig. Positiv sind zum Beispiel das elektronische Rezept, die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung und die digitalen Gesundheitsanwendungen. Im Vergleich zu anderen Ländern liegen wir aber bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens zehn bis fünfzehn Jahre zurück. Ausruhen sollte sich deshalb niemand. Im Gegenteil: Wir müssen die Geschwindigkeit deutlich steigern. Debatten um Absurditäten des deutschen Föderalismus unter anderem bei der Auslegung der Europäischen Datenschutzgrundverordnung durch 16 Landesdatenschutzbeauftragte sollten schnellstmöglich der Vergangenheit angehören.

Das elektronische Rezept ist eine Neuheit, eine andere sind seit Anfang 2024 die digitalen Identitäten, die von den Krankenkassen ausgegeben werden. Warum sind die so wichtig?

Ohne digitale Identität wird am Ende kein Prozess vollständig digital abbildbar sein. Ich muss irgendwann nachweisen, dass ich wirklich ich bin, und wenn das nicht digital geht, muss ich Papier ausdrucken oder zu Geschäftsstellen laufen. Wenn ich am Smartphone oder PC elektronische Rezepte nutzen oder Erstattungsanträge bei der Krankenkasse einreichen oder im Krankenhaus einchecken will, brauche ich eine digitale Identität. Ich halte die Einführung einer einheitlichen digitalen Identität für einen absoluten Gamechanger. Bemerkenswert ist, dass das Gesundheitswesen bei diesem Thema ausnahmsweise Vorreiter in Deutschland ist. Dieses Tempo sollten wir halten.

Die digitale Identität der Telekom ist unter anderem bei der Krankenkasse Barmer im Einsatz. Was ist das Besondere an Ihrer Lösung?

Für uns war wichtig, dass bei der digitalen Identität nicht dauernd Plastikkarten ans Smartphone gehalten werden müssen. Das ist ein unbefriedigender Hybrid-Prozess. Darum setzen wir auf eine Wallet-Lösung. Diese ist für jeden sehr leicht nutzbar. Zudem haben wir uns bei der Entwicklung digitalen Identität immer schon daran orientiert, wo es in Europa hingeht. Unser System ist so aufgebaut, dass regulatorische Anpassungen sofort umgesetzt werden können. Technologische Offenheit und Einfachheit zeichnen unsere Lösung aus.

Ein weiteres heißes Thema sind Kommunikationskanäle, konkret der von der gematik initiierte TI Messenger. Er richtet sich an medizinische Einrichtungen, adressiert aber auch die Kommunikation mit Patienten respektive Versicherten. Sie haben dazu auch eine Lösung im Portfolio. Stellen Sie diese bei der DMEA vor?

Auf jeden Fall. Die DMEA hat sich stark geöffnet und richtet sich nicht mehr nur an Krankenhäuser, sondern an das gesamte Gesundheitswesen. Eine Entwicklung, die wir ausdrücklich begrüßen. Deshalb ist die DMEA auch die richtige Plattform, um unseren TI Messenger zu präsentieren. Der TI Messenger ist das erste Produkt, das die neue Denke einer Telematikinfrastruktur 2.0, also einer stärker softwarebasierten Architektur, aufgreift. Es wird im Gesundheitswesen einen sicheren, leicht zugänglichen Kommunikationskanal geben, mit dem Klinikpersonal und die niedergelassene Ärzteschaft untereinander, aber auch mit den Patientinnen und Patienten, Versicherten problemlos kommunizieren und Daten austauschen können. Das ist völlig neu. Wenn dieser Messenger künftig auch generative KI und Hyper-Automation nutzt, wird sich das Gesundheitswesen dadurch radikal verändern wird. Der TI Messenger hat eine zentrale Rolle, weil er für alle Akteure – auch Krankenkassen – ein eindeutigen und sicheren Kommunikationskanal definiert. Dieser wird von vielen Menschen genutzt werden.

Die Telekom ist, anders als viele andere Unternehmen bei der DMEA, auch im Bereich Verbraucher stark unterwegs. Lassen Sie uns ein bisschen fantasieren: Welche patientenseitigen Anwendungen könnten konkret kommen? Und was wird bei der DMEA auf Ihrem Stand schon zu sehen sein?

Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Der erste offensichtliche Kommunikationskanal ist eine Messenger-App, über die mit dem Arzt, aber auch mit der Krankenkasse, kommuniziert werden kann, die für Terminvereinbarungen genutzt wird und vieles mehr. Spannender wird das, wenn Prozesse mit KI hinterlegt werden: Ich gehe dann nicht mehr mühsam ins Internet, um eine Terminsoftware zu öffnen und einen Arzttermin zu suchen, sondern frage die Anwendung: Wann sind mögliche Termine? Den Termin buche ich dann sofort und er wird automatisch in meinen Kalender gestellt. Das ist nur ein Beispiel. Ich bin gespannt, welche Anwendungen wir am Ende sehen werden.

Was die Verknüpfung mit Large-Language-Modellen, kurz LLM, angeht, werden wir bei der DMEA gerade auch für Krankenkassen einiges zeigen können. Ich lade alle Interessierten ein, sich bei uns am DMEA-Stand A-103 in Halle 3.2 live und in Farbe anzusehen, wie wir Prozesse Ende-zu-Ende KI-gestützt optimieren. Und dass sowohl intern als auch in Richtung Kunde. Wir machen generative KI für Sozial- und Gesundheitsdaten anwendbar, inklusive datenschutzkonformer Abkapselung und, nicht unwichtig, Offenheit für verschiedene Modelle. Wenn man sich bei den LLM nur mit einem Anbieter ‚ins Bett legt‘, wird es schnell teuer.

Eine wichtige Zielgruppe der DMEA sind Krankenhäuser, die derzeit arg durch Fachkräftemangel und finanzielle Sorgen gebeutelt sind. Sie sind im Kliniksektor mit einem Krankenhausinformationssystem (KIS) sowie mit Cloud-Angeboten im Rennen. Was wird für Klinikkunden der DMEA-Schwerpunkt?

Im KIS-Bereich zeigen wir unser extrem flexibles KIS iMedOne in allen Facetten. Wir sind nicht, wie andere, darauf bedacht, unser System nur durch Schnittstellenkosten zu alimentieren. Wir bieten ein Kernsystem für eine modulare, interoperable Welt an. Ich bin mir sicher, dass wird immer attraktiver, weil es hilft, Prozessautomatisierung und Innovation ins Krankenhaus zu bekommen.

Wir werden auch zeigen, wie wir Krankenhäuser über das KIS hinaus bei der Transformation unterstützen. Das wird nicht zuletzt durch die ISH-Abkündigung von SAP relevant. Der Trend geht in Richtung Cloud-basierter SAP-Umgebungen. Das sind wir als einer der weltweit führenden SAP-Partner und als Premium Supplier für ‚RISE with SAP‘ in der Umsetzung für Gesundheits- und Sozialdaten ganz vorn dabei.

Der dritte Punkt ist Sicherheit. Das wird eines der absoluten Topthemen der nächsten Jahre. Ich befürchte, wir werden früher oder später Klinikinsolvenzen sehen, die durch IT-Angriffe mit verursacht werden. Unser Bereich Telekom Security kümmert sich mit rund 1.700 Mitarbeitenden nicht nur um die Cybersicherheit von vielen DAX-Konzernen Mittelständlern und Kleinunternehmen, sondern bietet auch für viele Player im Gesundheitswesen Lösungen an.

Als Telekom-Konzern sind wir ein besonders starker Partner, um unsere Kundinnen und Kunden in den Themenbereichen der Digitalisierung Ende-zu-Ende mit führender Technologie, höchsten Standards im Bereich User-Experience wie auch Sicherheit sowie einer umfassenden Transformationsexpertise zu unterstützen.

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