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Gesundheitsversorgung neu denken

Blonde Frau vor hellgrauem Hintergrund.

Antonia Rollwage ist Referentin des Chief Digital Officers der Charité – Universitätsmedizin Berlin.

Im DMEA-Interview spricht sie über Herausforderungen und Chancen in der Digitalisierung der Gesundheitsbranche.

Ihre Schwerpunkte liegen auf den Themen Telemedizin und Telematikinfrastruktur. Sie ist außerdem Vorstandsmitglied im BMC e.V. (Bundesverband Managed Care), der sich für die Weiterentwicklung des Gesundheitssystems im Sinne einer zukunftsfähigen, qualitätsgesicherten und patientenorientierten Versorgung einsetzt.

Rahmenbedingungen und Anreize schaffen

„Für eine digitale Transformation im Gesundheitswesen brauchen wir Mut, Gesundheitsversorgung neu zu denken – beispielsweise in Netzwerken, regionalen Versorgungsstrukturen und am Outcome orientiert“, so Antonia Rollwage. Analoge Prozesse sollten nicht unreflektiert digitalisiert, sondern als Gelegenheit zur Prozessoptimierung genutzt werden, um die eigentliche Transformation im Gesundheitswesen nicht zu verpassen. Um ihr volles Potenzial zu entfalten, sollten neue Tools nicht nur Informationen in digitaler Form bereitstellen, sondern auch die Verarbeitung und Analyse von Gesundheitsdaten und die Gestaltung neuer Versorgungsstrukturen ermöglichen, meint Antonia Rollwage.

Damit die digitale Transformation im Gesundheitswesen gelingen kann, müssen passende rechtliche Rahmenbedingungen geschaffen werden. Außerdem brauche es Anreize, um die Digitalisierung weiter voranzubringen, so Antonia Rollwage. Beispielsweise werde die fortschreitende Ambulantisierung und die Reform der Krankenhausstrukturen Anreize setzen, mehr telemedizinische Versorgung anzubieten. Das hat verschiedene Vorteile: „Telemedizin kann nicht nur einen Beitrag zur ländlichen Versorgung leisten, sondern auch die Versorgungsqualität durch das Zusammenbringen von medizinischer Expertise erhöhen“, erklärt Antonia Rollwage. In Anbetracht der möglichen Reduzierung von Krankenhausbetten sei die Telemedizin ein Geschäftsfeld, dass in Zukunft noch weiter an Relevanz gewinnen wird.

Aus Anwendersicht denken

Im Alltag von Ärzt:innen oder Patient:innen müssen digitale Tools echte Mehrwerte schaffen und zur Nutzung anregen. Positive Entwicklungen sieht Antonia Rollwage im Design der Anwendungen: „Es wird zunehmend auf die Einbeziehung von Nutzerinnen und Nutzern geachtet. Diesen Trend sollten wir beibehalten und noch konsequenter darauf achten.“

Die größte Herausforderung sieht sie aktuell in der langfristigen Finanzierung des Gesundheitssystems: „Im heutigen DRG-Abrechnungssystem sind die Kosten für Digitalisierung nicht abgebildet. Bei einem gleichzeitigen Ausgabenanstieg, wie wir ihn aktuell durch die wirtschaftliche Situation erleben, benötigen wir einen tragfähigen Finanzierungsrahmen.“ Die Frage nach langfristigen Finanzierungslösungen zeige, wie wichtig die Transformation des Gesundheitssystems ist – eine Chance, die genutzt werden sollte.

Voneinander lernen

Wichtig für eine erfolgreiche digitale Transformation sei auch der internationale Austausch: „Digitale Transformation stoppt nicht an der Ländergrenze. Der Aufbau eines nationalen Gesundheitsdatennetzes ist nur im Einklang mit europäischen Initiativen sinnvoll.“ Andere europäische Länder begegnen ähnlichen Herausforderungen in der Digitalisierung – durch Vernetzung und guten Austausch können sie voneinander lernen. Die DMEA bietet als Europas wichtigste Messe und Kongress für die digitale Gesundheitsversorgung eine Plattform für Vernetzung und Austausch zu Digital Health-Themen. Hier kommen Entscheider:innen aus sämtlichen Bereichen der Gesundheitsversorgung zusammen. Auch Antonia Rollwage wird vor Ort sein: „Ich freue mich auf ein Wiedersehen mit motivierten Menschen, die tagtäglich zur digitalen Transformation im Gesundheitswesen beitragen. Im Programm der DMEA bin ich besonders auf die englische Session zum European Health Data Space und digitale Identitäten gespannt, wo wir nach der Konzeptionsphase die ersten Projekte sehen dürften.“

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