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Die ePA für alle – was soll sie leisten?

Fünf Redner auf dem Podium bei der DMEA 2023

Im Detail gehen die Prioritäten dann aber doch wieder um einiges auseinander, wie ein Diskussionspanel auf der DMEA zeigte.

Technisch sei schon in der aktuellen Version der elektronischen Patientenakte (ePA) fast alles möglich, erklärte Charly Bunar, Strategischer Produktmanager bei der gematik, der in einem Impulsvortrag den Status quo skizzierte. 96 gesetzliche Krankenversicherungen seien im Produkt angebunden. „Die Grundlagen sind mehr als geschaffen“, sagte Bunar. Woran es fehle seien die Rahmenbedingungen, die inhaltlichen Fokuspunkte, die Aufklärung sowohl der Patient:innen als auch der Leistungserbringer:innen und an einem vereinfachten Zugang. „Es ist nicht unterkomplex, sich in der ePA anzumelden, da müssen wir ehrlich sein – das ist kein niederschwelliger Weg“, räumte Bunar ein.

Viel zu tun also, um die ePA doch noch irgendwann zum Fliegen zu bekommen. Und das sei dringend nötig, betonte Moderator Georg Münzenrieder, Leiter des Referats Grundsatzfragen der Digitalisierung & Projekte im Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege. Ist nun das angekündigte Opt-out-Verfahren ein Weg zu mehr Akzeptanz? Und was würden sich die verschiedenen Interessengruppen sonst noch wünschen, fragte er die Diskussionsteilnehmer:innen.

Patientenvertreter befürwortet Datenspende für die Forschung

Für die Patientenseite sprach Lutz Grünewald vom Verein Morbus Osler Selbsthilfe. Das Opt-out-Verfahren finde er sehr gut. Worauf es ihm bei der ePA aber vor allem ankomme, sei „die Sekundärnutzung – dass die Forschung aus den ePA-Daten Nutzen ziehen kann, denn das kommt am Ende uns Patienten zugute“. Wenn die Daten wie derzeit vorgesehen pseudonomisiert zur Verfügung gestellt würden, habe er da nicht so viele Bedenken.

Anders als Dr. Nikolaus Melcop, Vizepräsident des Vorstandes der Bundespsychotherapeutenkammer. Menschen mit psychischen Erkrankungen müssten ein Gefühl dafür bekommen, was sie aus ihren Daten und Befunden wem zugänglich machen sollten oder nicht. Denn diese Erkrankungen seien nach wie vor mit hoher Stigmatisierung und die Daten mit hohem Missbrauchspotenzial versehen. Deshalb gebe es aus seiner Sicht auch noch viele Fragen zu klären, zum Beispiel ob es in der ePA wie in den Praxen eine Zehn-Jahres-Frist für das Löschen der Daten gebe oder ob sie lebenslang dort verblieben.

Hobbyfunktion und ein Riesendrama

Auch Dr. Kristina Spöhrer, Fachärztin für Allgemeinmedizin und stellvertretende Vorsitzende des Landesverbands Niedersachsen im Deutschen Hausärzteverband, sieht noch einigen Handlungsbedarf. Insbesondere wünsche sie sich, dass die ePA strukturierte Daten beinhalte, die sich einfach ins PVS der Praxis laden ließen. Zurzeit gebe es nur PDFs, die nach minutenlangem Herunterladen noch mühselig ins Praxissystem zu übertragen seien. Wenn die ePA komme, sei es „enorm wichtig, wie die Grundeinstellungen sind“. Schließlich wolle sich nicht jede:r Patient:in lang und breit mit seiner Akte beschäftigen. Zurzeit helfe sie dabei nach ihrer Sprechstunde. „Das hat Hobbyfunktion“. Diese Verwaltung der eigenen Daten sei für die Patient:innen in der jetzigen Konzeption „ein Riesendrama“. Als Hausärztin wünsche sie sich sehr, dass die ePA Mehrwerte bieten werde. Dafür müsse sie aber schneller und einfacher werden.

Darauf hofft auch Patientenvertreter Grünewald. Er habe die Sorge, „dass die ältere Bevölkerung und die, die nicht digital engagiert sind, nicht genügend mitgenommen werden“. Dabei hätten die Älteren eigentlich einen großen Nutzen von der ePA. Seine Empfehlung: die Anwendung des Notfalldatensatzes zu bewerben. Das würde jedem einleuchten und zu größerer Akzeptanz führen.

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