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NEWS-Blog

Michael Waldbrenner Geschäftsführer der Deutschen Telekom Clinical Solutions GmbH
Michael Waldbrenner, Geschäftsführer der Deutschen Telekom Clinical Solutions GmbH

Digitale Handbremse im Gesundheitswesen lösen!

Deutschland ist Nachzügler in Sachen digitales Gesundheitswesen. Doch die Corona-Krise, das Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG) und die immer höheren digitalen Erwartungen der Bürgerinnen und Bürger führen dazu, dass auch hier zu Lande die Bremsen gelockert werden. Die Zukunft, sagt Michael Waldbrenner, Geschäftsführer Deutsche Telekom Clinical Solutions GmbH, gehört sektorübergreifenden Versorgungsszenarien, die alle Workflows, Medizingeräte und Patienten-Devices eng einbinden. Und in denen das Faxgerät nur noch eine verschwommene Erinnerung aus längst vergangenen Tagen ist.

Welchen Stellenwert hat das digitale Gesundheitswesen für einen breit aufgestellten Lösungsanbieter wie T-System 14 Monate nach Beginn der Corona-Krise?

Wir haben immer gesagt, dass Digital Health für uns ein Kernthema ist. Und das ist es heute mehr denn je. Strategisch sind wir dadurch, dass wir mit unseren Lösungen sowohl Patienten als auch medizinische Einrichtungen und nicht zuletzt Kostenträger adressieren, viel breiter aufgestellt als andere. Das ist in dem integrierten, sektorenübergreifenden Gesundheitsmarkt, der jetzt auch in Deutschland entsteht, ein riesiger Wettbewerbsvorteil. Den werden wir ausspielen. Dass wir gut aufgestellt sind, wird uns auch von außen bescheinigt. Im aktuellen ISG Provider Lens Report gehören wir zu den führenden Anbietern im Bereich Digital Transformation Services im Gesundheitswesen. Wir stehen besser da als Andere, die oft als Vorreiter angesehen werden. Auch mit der Corona-Warn-App, welche wir gemeinsam mit der SAP entwickelt haben, haben wir gezeigt, was digital möglich ist, aber auch welchen Rahmen die aktuelle Gesetzgebung steckt.

Was wird die Telekom Healthcare Solutions bei der DMEA besonders thematisieren?

Das große Thema im Krankenhausbereich ist das Krankenhauszukunftsgesetz (KZHG). Das ist auch unser DMEA-Schwerpunkt. Wir bieten förderfähige Lösungen zu den Fördertatbeständen 1 bis 6, 8 und 9 an, also quasi über das gesamte KHZG-Spektrum hinweg. Am stärksten nachgefragt sind Mobility-Konzepte. Außerdem die Anbindung von kooperierenden stationären und ambulanten Einrichtungen sowie Patientenportale. Als Telekom können wir die jeweiligen Lösungen mit Infrastrukturangeboten und Security-Dienstleistungen flankieren. Wir adressieren aber auch Bereiche des KHZG wie Hosting und Cloud, so dass wir als Full-Service-Anbieter agieren. Das ist sehr attraktiv für die Krankenhäuser, zumal die Umsetzung des KHZG eine echte Herausforderung ist. Einige Bundesländer sind da auf merkwürdigen föderalen Sonderwegen unterwegs. Wichtig ist: Krankenhäuser und IT-Hersteller sitzen in einem Boot. Beide Seiten kommen teilweise an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit, aber am Ende wird uns das KHZG einen großen Schritt voranbringen. Der gemeinsame „Feind“ ist das Faxgerät und den werden wir besiegen. In den Bereichen Reha werden wir außerdem unsere Lösung Reha.Complete vorstellen.

Auch an anderer Stelle will das deutsche Gesundheitswesen seine Vergangenheit hinter sich lassen. Beim Thema Telematikinfrastruktur kündigt sich die TI 2.0 am Horizont an. Der richtige Weg?

Wir freuen uns auf die TI 2.0, weil wir damit endlich wegkommen von der Hardware-Lastigkeit der Digitalisierung des deutschen Gesundheitswesens. Wer verwendet heute noch Hardware-Tokens für die RSA-Verschlüsselung? Das geht nun besser, zum Beispiel indem der elektronische Heilberufsausweis über ein Mobiltelefon aufgerufen wird und darüber den Nutzer authentifiziert. Klare Antwort: Die TI 2.0 ist ein Schritt in die richtige Richtung.

Endziel der Digitalisierung im Gesundheitswesen ist ja nicht das digitale Krankenhaus und auch nicht die abgeschottete TI, sondern ein digitales Ökosystem, das den Patienten einbezieht und, Stichwort Internet of Medical Things, unterschiedlichste Datenquellen nutzen kann. Wann kommen wir da an?

Klar ist, dass wir die digitale Handbremse auch in Deutschland lösen müssen. Wenn ich mir die Gesetzgebung – das KHZG, aber auch die Gesetze zu den digitalen Gesundheits- und Pflegeanwendungen – ansehe, stimmt mich das optimistisch. Wie es geht, ist kein Geheimnis. Wir haben mit der neuen Generation unseres KIS, iMedOne NG, in Südafrika eine große Installation, bei der alle im Krankenhaus genutzten Modalitäten ihre Daten direkt ins KIS einspielen. Davon sind wir in Deutschland noch weit entfernt. Hier geben immer noch reihenweise Pflegekräfte Werte per Hand ein. Das kostet Zeit, die bei der Pflege der Patienten fehlt. Und das Prozedere verhindert auch automatische Datenanalysen und geht damit zulasten der Patientensicherheit. Kurz: Es gibt immer noch großen Nachholbedarf in Deutschland, aber wir sehen auch eine klare Aufbruchstimmung.

Ist der derzeitige Aufbruch denn nachhaltig?

Das ist tatsächlich eine entscheidende Frage, und ich glaube, dass die bei der DMEA auch für einige Diskussionen sorgen wird. Wir haben in Deutschland bisher immer mit leerem Beutel große Sprünge versucht. Dank KHZG ist der Beutel drei Jahre lang voll, aber was passiert danach? Kehren wir dann wieder zu unseren IT-Budgets mit ihren ein bis zwei Prozent vom Krankenhausumsatz zurück, während andere Länder bei fünf bis acht Prozent sind? Das sind Fragen, die spätestens die nächste Bundesregierung diskutieren muss. Vielleicht müssen wir auch mal über ganze andere Finanzierungsansätze reden. Stichwort: Population Health Management.

Vita Michael Waldbrenner

Seit Februar 2014 ist Michael Waldbrenner Geschäftsführer der Deutschen Telekom Clinical Solutions GmbH, der ehemaligen Brightone GmbH. Er war bereits seit 2013 Vorsitzender bei der Brightone GmbH und dort verantwortlich für den Sektor Healthcare-IT. Durch seine langjährige Erfahrung als internationaler Manager ist er Experte auf den Gebieten Change Management und Markteintrittsstrategien.

Seine Karriere als Unternehmer startete bereits 1984, als er das IT-Unternehmen Waldbrenner gründete, welches Ende 2005 in Tieto migrierte. Von 2006 bis 2013 war er in verschiedenen Bereichen des Konzerns tätig und übernahm Führungspositionen, u. a. als Director Global Sourcing in Indien und als Director Healthcare in Tschechien, wo er den Aufbau des Healthcare-Geschäfts sowie die Markteinführung steuerte. Zuletzt leitete er als Vice President die Einheit Healthcare Central Europe bei Tieto und verantwortete die Aktivitäten im europäischen Raum.

www.telekom-healthcare.com/it-loesungen-gesundheitswesen

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