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Digitalisierung des ambulanten Sektors vorantreiben!

Jens Naumann, Geschäftsführung medatixx
Jens Naumann, Geschäftsführung medatixx

Jens Naumann, Geschäftsführung medatixx im DMEA-Goldpartner Interview

Als Spezialist für Softwarelösungen in Arztpraxen und Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) stellt das Unternehmen medatixx bei der DMEA Anwendungen der Telematikinfrastruktur in den Vordergrund, darunter eine attraktive Umsetzung des elektronischen Rezepts. Auch Nachhaltigkeit und CO2-Neutralität rücken auf die Agenda. Politisch wünscht sich medatixx-Geschäftsführer Jens Naumann von der neuen Regierung mehr Unterstützung für den ambulanten Sektor.

Was die Digitalisierung der ambulanten Medizin angeht, sind die Telematikinfrastruktur (TI) und ihre Anwendungen dank des von Ex-Gesundheitsminister Jens Spahn gezündeten Digitalisierungsturbos zu einem Thema geworden, das praktisch jede medizinische Einrichtung angeht. Spiegelt sich das auch beim DMEA-Auftritt von medatixx?

Absolut. Wir zeigen eine ganze Reihe von TI-Anwendungen, die von großem Anwenderinteresse sind und die eine große Rolle im Alltag der Praxen und MVZ spielen beziehungsweise bald spielen werden. Ein Highlight bei der DMEA ist bei uns das eRezept, bei dem wir eine komfortable Einbettung in die Praxis-Workflows realisiert haben. Dazu gehören nicht zuletzt Signaturfunktionen, wie die Komfortsignatur und die Stapelsignatur, die wir in den letzten Monaten weiter optimiert haben und an denen bei unseren Kunden ein sehr großes Interesse besteht.

Herrscht aktuell nicht eher Verunsicherung? Zumindest wird auf politischer Ebene viel geschimpft.

Ich glaube, es ist Zeit, dass wir die Diskussion um Telematikanwendungen, wie das eRezept oder die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU), etwas versachlichen. Die DMEA wird dazu beitragen, da bin ich sicher. Am Ende begrüßen es doch alle, dass wir die Papier-AU ersetzen, dass wir den eArztbrief endlich einführen und dass Patienten den Komfortgewinn durch eRezepte einstreichen können, über den schon seit mehr als zehn Jahren geredet wird. In Richtung der Ärzteschaft kann ich nur sagen: Bei vielen Anwendungen ist der Einfluss auf den Alltag überschaubar. Nehmen Sie die Erstellung von Rezepten: Wenn das eRezept vernünftig umgesetzt wird, ändert sich an den Praxis-Workflows fast gar nichts. Und einen eArztbrief digital zu versenden, ist am Ende auch weniger aufwendig und vor allem wesentlich schneller als mit Papier zu hantieren.

Ist denn, was das nötige Equipment angeht, in den Praxen mittlerweile alles vorhanden?

Da hat sich in den letzten Monaten enorm viel getan. Was den für eArztbrief und eAU nötigen Kommunikationsdienst KIM angeht, kann ich sagen, dass rund 95 Prozent unserer Kunden die entsprechenden Verträge abgeschlossen haben. Die Zahl der Installationen steigt täglich. Auch die elektronischen Heilberufsausweise (eHBA), die unter anderem für eRezept und eArztbrief nötig sind, sind in den allermeisten Praxen vorhanden und einsatzbereit. Da muss jetzt eine gewisse Routine reinkommen, das ist so bei digitalen Einführungsprozessen. Ich lehne mich jetzt mal aus dem Fenster: Bis Ende des Jahres werden die genannten drei digitalen Anwendungen in der Mehrheit der Praxen zum Regelbetrieb gehören.

Ändert sich durch die zunehmende Nutzung digitaler Anwendungen auch das Bewusstsein um die IT-Sicherheit in den Arztpraxen? Da gibt es an vielen Stellen ja schon noch etwas Nachholbedarf.

Wir merken, dass immer häufiger gefragt wird, wie der eigene Beitrag der medizinischen Einrichtung zu mehr IT-Sicherheit aussehen kann beziehungsweise sollte. Der Beratungsbedarf bei den Ärzten hat jedenfalls erheblich zugenommen, und wir werden auch häufiger als früher um Unterstützung gebeten. Bei Krankenhäusern – und auch bei vielen MVZ – sind die organisatorischen und technischen IT-Sicherheitsmaßnahmen aus gutem Grund schon länger ein Thema. Das erreicht jetzt auch in großem Stil die Praxen in der Fläche. Als medatixx sehen wir den hohen Fortbildungsbedarf und bieten sowohl in unserer medatixx-akademie als auch in unseren Niederlassungen entsprechende Beratungsleistungen an. Die IT-Sicherheitsrichtlinie der Kassenärztlichen Bundesvereinigung nach § 75b SGB V kann hier als geeignete Roadmap für mehr IT-Sicherheit in den Praxen fungieren.

Merken Sie denn auch insgesamt, dass die ambulante Ärzteschaft IT-affiner wird? Oder ist das immer noch eher ein erzwungenes Erfüllen von gesetzlichen Vorgaben?

Dass es prinzipiell eine große Digitalisierungsbereitschaft gibt, sehen wir an dem mittlerweile breiten Interesse an freiwilligen Zusatzlösungen rund um die Praxis-IT. Unsere Bild- und Dokumenten-Archivierungssoftware x.archiv wird immer beliebter. Auch bei x.webtermin einer Lösung für Online-Terminmanagement, sehen wir eine stetige Zunahme der Installationen. Bei unserer Videosprechstunde x.onvid haben wir, wie andere Anbieter, einen kurzen Einbruch nach dem großen Pandemieboom erlebt. Auch dort sehen wir jetzt aber wieder einen Zuwachs. Das politische Grundproblem bleibt der fehlende finanzielle Anreiz für eine umfassende und zügige Digitalisierung des Praxisalltags. Das wollen wir bei der DMEA unbedingt noch mal diskutieren: Aus unserer Sicht braucht es ein Praxiszukunftsgesetz nach dem Vorbild des Krankenhauszukunftsgesetzes. Wir können uns auch im ambulanten Bereich ein Reifegradmodell vorstellen, bei dem der Digitalisierungsstand einer Praxis oder eines MVZ standardisiert bewertet wird. Dieser Reifegrad könnte dann zum Beispiel an bestimmte quartalsweise Zusatzvergütungen gekoppelt werden, um es für Praxen attraktiv zu machen, digital voranzuschreiten.

Was bringt die Zukunft sonst noch?

Praxis-IT-seitig ist sicher die elektronische Patientenakte in ihrer Version 2.0 ein wichtiges Zukunftsthema. Auch hierzu bieten wir bei der DMEA Gespräche an. Aus unserer Sicht gibt es noch eine Reihe von Unklarheiten, sodass wir während der DMEA kein Produkt vorstellen werden. Ein völlig anderes, aber zunehmend in den Fokus rückendes Thema ist die Nachhaltigkeit, in unserem Bereich speziell das Thema Green-IT. Hier werden wir bei der DMEA an einer Podiumsdiskussion teilnehmen. Wir bekommen mittlerweile erste Anfragen von Kunden in Sachen CO2-Neutralität und werden uns dazu in den kommenden Jahren deutlich stärker engagieren. Der ökologische Fußabdruck der ambulanten Versorgung wird ein wichtiges Thema, davon bin ich fest überzeugt. Als IT-Hersteller wollen wir unseren Beitrag leisten, damit dieser Fußabdruck so klein wie möglich wird.

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