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NEWS-Blog

Mark Drüsener

Goldpartner-Interview: „Unser Gesundheitssystem wird gern analog geredet“

10. Februar 2020 – Patienten nutzen millionenfach Gesundheitsapps. Und immer weniger Klinikärzte kommen mit dicken Papierstapeln auf wuchtigen Visitenwagen ans Krankenbett. Stattdessen tippen sie Befunde als Bit und Byte direkt ins Krankenhaus-Informationssystem. „Unser Gesundheitswesen ist digitaler als sein Ruf. Es wird zu Messen gern analog geredet“, sagt Mark Düsener, Leiter der Telekom Healthcare Solutions. „Das Ende der digitalen Inselwelt ist eingeläutet. Bis zur voll vernetzten Versorgung muss das Land aber weiter die Ärmel hochkrempeln.“ Auf dem Telekom-Stand erleben DMEA-Besucher, was Mediziner und Patienten heute bereits verbindet.

Herr Düsener, was ist auf der DMEA 2020 das wichtigste Thema für die Telekom?

Das lässt sich leicht beantworten: Vernetzung, Vernetzung, immer wieder Vernetzung.

Das klingt für eine Telekom erstmal einleuchtend. Aber was meinen Sie damit genau?

Unser Gesundheitswesen ist digitaler als sein Ruf. Es wird zu Messen gern analog geredet. Wir sehen dagegen Ärzte mit iPads und Patienten mit Gesundheitsapps. Oder hochmoderne digitale Diagnosetechnik. Natürlich haben deutsche Krankenhäuser im Vergleich zu viel für Betten und Beton ausgegeben. 1,5 Prozent des Gesamtbudgets für IT sind zu wenig. Skandinavier investieren vier, US-Kliniken sechs bis acht Prozent. Hier ist ganz klar die Politik gefordert. Trotzdem singen wir nicht einfach im Chor das Lamento mit. Das verstellt die Sicht auf die eigentliche Aufgabe: Vernetzung. Wir begrüßen, dass die Politik hier derzeit kräftig mitschiebt. Das Ende der digitalen Inselwelt ist eingeläutet. Bis zur voll vernetzten Versorgung muss das Land aber weiter die Ärmel hochkrempeln.

Welche Beispiele für Vernetzung zeigen Sie auf der DMEA?

Etwa unsere Telehealth 360 Plattform. TH 360 ist eine Mehrwertanwendung für die Telematikinfrastruktur. Sie bildet integrierte Versorgungsabläufe über klinische Pfade ab. Und ermöglicht Anwendungen wie Telekonsil und Videosprechstunde. Ärzte können in TH 360 Fallakten anlegen und die Patientendaten für andere Mediziner verfügbar machen. Auf der DMEA verbinden wir zudem über TH360 eine Diabetes-App mit unserem Krankenhausinformationssystem iMedOne. Integrierte vernetzte Lösungen wie diese sind die Zukunft.

Was bedeutet Vernetzung für die IT eines Krankenhauses?

Nicht jede Klinik-IT ist für Vernetzung prädestiniert. Dasselbe gilt übrigens nach wie vor für manche Arzt-, Apotheken- oder Labor-Software. Für alle heißt es aber: Was sich nicht vernetzen lässt, wird künftig nicht mehr bestehen. Vernetzung wird dafür sorgen, dass sich diese Märkte weiter konsolidieren. Daher haben wir uns mit iMedOne von Beginn an für ein KIS entschieden, das Vernetzung quasi eingebaut hat. Konsequenterweise war iMedOne daher auch schon früh ‚TI ready‘. Ein weiteres Beispiel für vernetzte IT-Dienste ist unser Entlassmanagement. Das zeigen wir auf der Messe.

Die Telekom hat auch Kunden im Ausland. Gibt es dort etwas, was sich eine deutsche Klinik-Leiterin oder ein Leiter ansehen sollte?

Sie oder er könnte zum Beispiel unseren Kunden Netcare besuchen, die größte private Klinikkette in Südafrika. Wir haben dort ein spannendes Internet der Dinge und KIS-Rollout-Projekt implementiert. Ärzte und Pflegekräfte greifen mit dem iPad auf alle Medizinprodukte der Klinik zu. Das hilft insbesondere im intensivmedizinischen Bereich immens. Mitarbeiter mit der entsprechenden Berechtigung sehen in Echtzeit, welche Geräte welche Informationen liefern.  Sie müssen dazu nicht vor dem Gerät oder einem Patientenmonitor stehen. Wir haben diese Technik bei Netcare zusammen mit unserem iMedOne eingeführt. Das erhöht die Therapiesicherheit enorm.

Stichwort Sicherheit. Die wird bei der Telematik-Infrastruktur immer wieder kritisch hinterfragt …

… was grundsätzlich nicht verkehrt ist. Es ist absolut richtig, dass die Bundesregierung Hacker dazu aufgerufen hat, die elektronische Patientenakte auf Herz und Nieren zu prüfen. Denn kriminelle Angriffe auf Informationstechnologie nehmen zu. Die Methoden werden auch immer perfider. Das zeigen Attacken auf Krankenhäuser. Sicherheit darf aber niemals stehen bleiben. Die Anbieter müssen ihre Technik kontinuierlich überprüfen, neu auftretende mögliche Lücken analysieren und, wenn nötig durch ein Softwareupdate schließen. Wer sich auskennt weiß: Das ist ein kontinuierlicher Prozess. Das Schutzniveau der TI ist sehr hoch. BSI und Gematik sorgen durch das sehr aufwändige Prüf- und Zulassungsverfahren für die Sicherheit der Technik.

… wenn diese nicht an der Käsetheke landet.

Dabei ging es nicht um die Sicherheit der Technik an sich, sondern um den sicheren Transportweg nach der Bestellung. Wir waren nicht betroffen, daher nur kurz: Der Empfänger muss eindeutig identifizierbar sein. Der Chaos Computer Club hat gezeigt, dass die Ident-Verfahren leider unterschiedlich zuverlässig sind. Mit dem PostIdent-Verfahren haben wir und andere Anbieter sehr gute Erfahrungen gemacht.

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