„Wir bauen Krebs-KI, die für alle und überall funktioniert“
PAICON hat es sich zur Mission gemacht, die Krebsdiagnostik gerecht zu gestalten, und überzeugt damit beim DMEA nova Award 2025. Das Startup setzt auf globale Datenvielfalt und starke KI-Modelle.

Dr. Manasi Aichmueller-Ratnaparkhe, CEO und Co-Founder von Paicon nach dem Sieg beim DMEA nova Award 2025. Foto: Messe Berlin
PAICON hat sich ein ambitioniertes Ziel gesetzt: gerechte, wirksame und globale Krebsdiagnostik durch den Einsatz leistungsstarker KI – und hat damit die Fachjury beim DMEA nova Award 2025 überzeugt. „Viele KI-Modelle in der Onkologie basieren auf Daten einer kleinen Bevölkerungsgruppe – das führt zu verzerrten Algorithmen und ungleichen Behandlungsergebnissen“, erklärt Dr. Manasi A-Ratnaparkhe, Mitgründerin und Geschäftsführerin bei PAICON.
Das Startup begegnet diesem Problem mit einem innovativen Ansatz: einem global vielfältigen Cancer Datalake mit über 820 Terabyte an Daten aus mehr als 60 Ländern, kombiniert mit zertifizierten KI-Modellen zur Früherkennung, Diagnose und personalisierten Therapie. „Wir decken die gesamte Wertschöpfungskette ab – von der Datenerhebung bis zur klinischen Anwendung“, sagt Manasi. „So stellen wir sicher, dass KI-gestützte Gesundheitsversorgung nicht nur innovativ, sondern auch inklusiv, wirksam und einsatzbereit ist.“
Von der Forschung zur Gründung: Der Moment der Erkenntnis
Die Idee für PAICON entstand aus einem Aha-Erlebnis in der Krebsforschung am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ): Die dort entwickelten Therapievorschläge basierten hauptsächlich auf kaukasischen Daten von weißen Bevölkerungsgruppen – in deutschen Biopsien funktionierten sie nicht. „Das war ein Schlüsselmoment. Uns wurde klar: Selbst innerhalb kaukasischer Populationen wirken Therapien nicht einheitlich – wie soll das erst für den Rest der Welt funktionieren?“, erinnert sich Manasi.
Dieser Gedanke ließ das Team nicht mehr los. „Wir fragten uns: Was passiert, wenn Krebs KI-Modelle nur auf einem kleinen Teil der Welt basieren? Was ist mit Menschen in Asien, Afrika oder dem Nahen Osten, deren genetische Vielfalt kaum in medizinischen Datensätzen abgebildet ist?“ Aus dieser Überlegung wurde eine Mission: „Wir entwickeln KI-gestützte Krebsdiagnostik, die für alle Menschen funktioniert. Heute machen 16 % der Weltbevölkerung, die kaukasischer Abstammung sind, 82 % der KI-Trainingsdaten aus. Wir setzen uns für die Remaining84 ein, die unterrepräsentierten 84 % der Menschheit in Krebsdatensätzen. Unser Ziel ist es, zunächst für diese 84 % und schließlich für 100 % der Menschen weltweit eine Lösung zu entwickeln, damit die Medizin der Zukunft inklusiv, effektiv und global repräsentativ ist.“
DMEA nova Award als Türöffner in die Branche
PAICON war 2024 auf der DMEA und hat dort vom nova Award erfahren. Das Startup erkannte darin eine wertvolle Plattform, um die eigene Vision sichtbar zu machen. Die Pitch-Runden beschreibt Manasi als inspirierend: „Es war großartig, unsere Mission vor einem Fachpublikum zu präsentieren, das die Dringlichkeit und Komplexität von KI in der Medizin versteht.“ Besonders bewegend war die Einbindung des Publikums: „Dass unsere Botschaft nicht nur die Jury, sondern auch das Publikum erreicht hat, war eine große Bestätigung.“
Der Gewinn des Awards hat schnell Wirkung gezeigt: „Unsere Sichtbarkeit ist gestiegen, besonders in den sozialen Medien, und wir führen vielversprechende Gespräche mit neuen Kontakten aus der Branche“, berichtet Manasi. Das Preisgeld nutzte PAICON strategisch: Für die Teilnahme an der Spanish Genomics Conference in Madrid, um neue Partnerschaften im Bereich Genomik aufzubauen – speziell mit Blick auf hispanische Bevölkerungsgruppen, die in Krebsdaten ebenfalls stark unterrepräsentiert sind.
Forschung – Gründung – digitale Gesundheitslösung
Was als datenbasierte Krebsforschung begann, entwickelte sich bei PAICON zu einer klaren Digital-Health-Mission. „Wir haben erkannt, wie viele medizinische Erkenntnisse in unstrukturierten Daten verborgen liegen“, so Manasi. Mit digitalen Technologien – insbesondere Künstlicher Intelligenz – könne man diese Erkenntnisse in konkrete diagnostische Werkzeuge überführen.
Ihr Rat an Startups, die sich 2026 bewerben wollen: „Habt eine klare Botschaft, die zeigt, warum eure Lösung relevant ist – nicht nur technologisch, sondern gesellschaftlich. Und zeigt, welchen Unterschied eure Innovation machen kann.“
PAICON macht es vor – mit einer Vision, die weit über technische Innovation hinausgeht: eine Medizin von morgen, die für alle funktioniert.