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Bessere Versorgung auf dem Land dank Telemedizin

Rechts ist ein Sprecher, links ist Publikum zu sehen.

Das Cluster Gesundheitswirtschaft Berlin-Brandenburg – HealthCapital lud am Mittwoch zur Debatte über „Neue Wege der Versorgung im ländlichen Raum“. In einigen Landkreisen droht bereits eine Unterversorgung der Patient:innen angesichts unbesetzter Stellen und einem steigenden Bedarf an medizinischen Leistungen aufgrund der demografischen Entwicklung. Wie kann Technik in dieser Situation helfen?

Prof. Dr. Friedrich Köhler leitet am Deutschen Herzzentrum der Charité den Arbeitsbereich Kardiovaskuläre Telemedizin. Bei einer Herzinsuffizienzversorgung kann die Lebenserwartung der Patient:innen durch eine strenge Überwachung durch implantierte Geräte wie einen Defibrillator oder auch externe Messgeräte für Vitalzeichen wie den Blutdruck deutlich verbessert werden. Auf Basis der Daten kann ein kardiologisches Telemedizinzentrum oft noch vor dem oder der Betroffenen merken, dass sich der Zustand verschlechtert und entsprechend intervenieren. Die Telemedizin könne damit die Versorgungsungleichheit zwischen Stadt und Land reduzieren, so Köhler. In der konkreten Umsetzung werden auch der oder die betreuende Hausärzt:in oder Kardiolog:in einbezogen. Die Richtlinie „Telemonitoring bei Herzinsuffizienz“ hat der Gemeinsame Bundesausschuss inzwischen in die Regelversorgung überführt.

Eine Herausforderung telemedizinischer Sprechstunden ist, dass der oder die Mediziner:in in der Regel keine Untersuchungen durchführen kann. Mit DIHVA, kurz für digitaler hausärztlicher Versorgungsassistent, möchte Alexander R. Baasner, Psychologe und Director Medical Operations & Telemedicine bei samedi (Halle 5.2, B-103), diese Lücke schließen. Sein Unternehmen hat ein drei- bis siebenmonatiges Curriculum entwickelt, um Versorgungsassistent:innen als neue medizinische Berufsgruppe auszubilden. Sie stellen den verlängerten Arm des Arztes oder der Ärztin in der Videosprechstunde dar und führen die Diagnostik am Patienten oder an der Patientin durch.

Herzstück der Geschäftsidee, die mit dem Deutschen Medizinpreis ausgezeichnet wurde, ist ein standardisierter Koffer mit handlichen Diagnosegeräten, vom 600 Gramm leichten EKG bis zum Ultraschallgerät. Damit lassen sich relevante Werte erheben. Bei der Online-Terminvergabe gibt der oder die Patient:in bereits die Symptome ein, die mit Hilfe der Software Kahun analysiert werden. Im nächsten Schritt können relevante Untersuchungen durchgeführt werden. In der Videosprechstunde leitet dann der Arzt oder die Ärztin die Therapie ein.

Wie telemedizinische Lösungen stationäre Pflegeeinrichtungen entlasten können, stellte Waldemar Wiets, Bereichsleiter Gesundheitslandschaft bei der AOK Nordost, vor. Bei diesem Projekt führt das Pflegepersonal, angeleitet per Videocall vom Arzt oder der Ärztin, Untersuchungen mit zertifizierten Medizinprodukten an dem oder der Patient:in durch. Bereits die Terminvergabe erfolgt über eine App. Darin werden später auch Arztbrief und Behandlungsplan gespeichert.

Für Herzkreislauf- und Atemwegserkrankungen eignet sich die Lösung ebenso wie für die Versorgung chronischer Wunden. Momentan nehmen sieben stationäre Pflegeeinrichtungen und zwölf Ärzt:innen per Selektivvertrag an dem Projekt teil, das perspektivisch ausgeweitet werden soll.

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