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Der neue Pillenknick: Wie GenZ das Gesundheitswesen verändert

Die Moderatorin einer Talkrunde lächelt und zeigt mit einer Hand das Peace-Zeichen

Wie soll das bloß enden? Schon jetzt klafft die Fachkräftelücke im Gesundheitswesen, die letzten Boomer werden sich in den nächsten zehn bis 15 Jahren in die Rente verabschieden – und nachfolgen wird die berüchtigte „Generation Z“: eine Generation, die bei vielen Älteren schon jetzt als faul verschrien ist, obwohl die jüngeren ihrer Jahrgänge gerade eben die Grundschule hinter sich gelassen haben. Es ist nicht nur ein Clash of Generations, den die Digital-Health- und Kommunikationsexpertinnen Inga Bergen und Frederike Gramm auf der DMEA Sparks beleuchten. Es ist ein massiver Umbruch der Gesundheitswelt, den die Social-Media-geprägte GenZ bereits jetzt anschiebt.

Mit Geld nicht gut zu locken

Er habe neulich einen jungen Facharzt im Bewerbungsgespräch gehabt, der darauf bestand, aus dem Homeoffice zu arbeiten, berichtet ein MVZ-Geschäftsführer aus dem Publikum, der sich selbst in der Generation Y verortet. Es habe ihn viel Mühe gekostet, dieses Anliegen seinem 70-jährigen Ko-Geschäftsführer zu verklickern. Aber auch für ihn selbst sei es kompliziert, wenn er für die Besetzung einer Vollzeitstelle zwei bis drei Ärzt:innen benötige, für die zudem „mehr Life als Work“ eine Rolle spiele und die er auch nicht mit Geld locken könne, weil sie kein Auto fahren und Kleidung Second-Hand einkaufen.

Es gehe hier um einen Paradigmenwechsel, von dem viele noch gar nicht begreifen, wie groß er ist, sagt Inga Bergen. Zur Erinnerung: Die GenZ umfasst die Jahrgänge 1995 bis 2010. Dies sei die erste Generation, die mit Social Media aufgewachsen ist und reguliertes Fernsehen fast nicht mehr nutze, erläutert Bergen. Eine Generation, die bereitwillig ihre Daten teilt und die erste sein wird, deren Gesundheit von Anfang an getrackt wird. Diese jungen Leute lässt sich Informationen nicht mehr einfach vorsetzen, sondern sucht sie sich zusammen und springt auf unterhaltsame Infos an. Laut einer US-Studie vertrauten dort 33 Prozent eher ihren TikTok-Influencer:innen als ihrem Arzt.

Damit bekommen neue Stimmen und neue Themen Raum. „Immer weniger junge Frauen nehmen die Pille“, betont Inga Bergen. Das Hinterfragen der hormonellen Verhütung, die Aufklärung über Endometriose – das seien Themen, die auf Instagram und TikTok stattfinden und die leider nicht aus der Medizin heraus gepusht worden seien.

20 Prozent bezeichnen sich als LGBTQ+

Die GenZ ist aber auch divers, wie Frederike Gramm ergänzt: 20 Prozent aus diesen Jahrgängen identifizierten sich selbst als LGBTQ+, zwei Drittel aller Medizinstudierenden sind weiblich, viele Fachkräfte hätten einen ausländischen Hintergrund, zwei Drittel der Mitarbeitenden im Gesundheitssektor seien Frauen, aber nur 13 Prozent der Führungsstellen seien weiblich besetzt. Diese Generation wolle partizipieren, betont Gramm. Sie wolle, dass mit ihr „auf Augenhöhe“ geredet werde und nicht über sie.

Was heißt alles das jetzt für Arbeitgeber? „Wir brauchen neue Prozesse im Gesundheitssystem“, sagt Inga Bergen – weg von der Arztzentrierung, hin zu mehr Verantwortung im Aufgabenbereich von Pflegekräften zum Beispiel. Eine neue Kommunikation auf Kanälen, wo die Jugend unterwegs ist. Offenheit für Nutzerperspektiven. Und vor allem Respekt.

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