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Sascha Lobo: „Wir haben die Verpflichtung, diesen Schatz zu heben“

Der Journalist Sascha Lobo hält einen Vortrag auf der Bühne. Der Saal ist voll mit Gästen.

„Angst ist etwas, was bei Künstlicher Intelligenz immer wieder mitschwingt und was wir berücksichtigen müssen, insbesondere im Gesundheitssektor“, räumte Sascha Lobo zu Beginn seiner Keynote auf der DMEA ein. Wie sollte es auch anders sein, wenn Deep Fakes als Echt-Meldungen um die Welt gehen und jeder innerhalb von Minuten anderen Menschen seine erfundenen Sprachnachrichten in den Mund legen kann?

Potenzial von 4,4 Billionen US-Dollar

„Wir sind also in einer Situation, wo man auf sehr ungünstige Weise die Gesundheitskommunikation auf ganz neue Art mitbeeinflussen kann“, sagte Lobo. Umso wichtiger sei es, sich „intensiv darum zu kümmern, was an der KI-Front geschehen kann“ – und an den positiven Entwicklungen mitzuarbeiten.

„Wie Künstliche Intelligenz die Welt verändert und was das für das Gesundheitswesen bedeutet“, lautete der Titel von Lobos Vortrag. Das Potenzial und die Zahlen jedenfalls seien gigantisch, sagte der Publizist: Laut einer Studie der Unternehmensberatung McKinsey könnte KI die Unternehmensgewinne um 4,4 Billionen Dollar pro Jahr steigern.

Empathie bei KI

Und bei aller Sorge seien Menschen übrigens gerne bereit, in der neuen KI-Welt mitzumachen. „Menschen lieben es, ihre Daten zu teilen, auch Gesundheitsdaten“, sagte Lobo. Dieser Datenbegeisterung seien keine Grenzen gesetzt, wie man an Social Media und allerlei Apps sehen könne. Das extremste Beispiel, das er gefunden habe, sei eine US-Plattform, auf der man Geschlechtskrankheiten bei sich selbst verifizieren und anschließend mit anderen Personen teilen könne. Auch wenn es um Informationsbeschaffung gehe, vertrauten sich Menschen gerne KI-Systemen an – durchaus zu Recht, wie die JAMA-Studie vom April 2023 ergeben habe: Demnach habe ChatGPT Fragen aus öffentlichen Medizinforen in höherer Qualität beantwortet als der Durchschnitt der Ärztinnen und Ärzte – und dabei sogar noch empathischer gewirkt als diese.

Mehr Sicherheit im Schwimmbad

Inzwischen seien KI-Anwendungen auf dem Markt, die die Anti-Baby-Pille ersetzen, so Lobo weiter. Google arbeite an einer KI, die aus Fotos den Kaloriengehalt einer Mahlzeit errechnen und außerdem Nährstoffe und Schadstoffe ermitteln solle. In den USA werde intensiv an KI-Tools zugunsten von klinischen Entscheidungen, Diagnostik und Patientensicherheit geforscht. Und das israelische Startup Lynxight könne mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz Schwimmbäder sicherer machen: Webcams übertragen Bilder in Echtzeit, der Algorithmus wertet die Bewegungsmuster aus und erkennt, wenn jemand zu ertrinken droht.

„Diese KI kann Leben retten – außer in Deutschland“, versuchte Lobo, mit Blick auf den Datenschutz aufzurütteln: „Wir haben die Verpflichtung, diesen Schatz zu heben.“

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