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Überholspur oder Pannenstreifen: Wo stehen TI, ePA und e-Rezept?
Als erstes gab Stefan Höcherl, Leiter Strategie bei der gematik, einen Überblick darüber, was sich in den letzten drei Jahren intern bei der Organisation geändert hat und wo es in den kommenden 24 Monaten hingehen soll. Nicht nur sei die gematik viel stärker in den Dialog mit Nutzer:innen und Anwender:innen getreten. Vor allem habe sie auch eine agilere Arbeitsweise im Austausch mit der Industrie aufgenommen und eine Transparenzoffensive gestartet. So zeige das TI-Dashboard anhand von Schlüsselkennzahlen laufend den Stand der Digitalisierung im Gesundheitswesen an. Der TI-Score wiederum zeige: „Wie TI-ready sind die Anwendersysteme?“, so Höcherl. Ziel sei es zu zeigen, wo es gut laufe und sich nicht nur auf das zu fokussieren, was noch nicht funktioniere.
Digitalisierungsberatung in der Krankenkassen-Filiale
Für die gesetzlichen Krankenversicherungen teilten sich Sandra Hoyer von der Techniker Krankenkasse und Kornell Adolph vom Programm „AOK Mein Leben“ die Bühne, um darüber zu sprechen, wie die elektronische Patientenakte (ePA) eine möglichst hohe Akzeptanz bei den Versicherten gewinnen kann. Sowohl für die Versicherten als auch für die Leistungserbringer müsse sie nützlich und bedarfsgerecht, sicher und einfach zu bedienen sein, sowie ohne Medienbrüche funktionieren, erläuterte Hoyer. Die TK sei in ihrer ePA das Thema Impfen mit hohem Nutzwert angegangen, und tatsächlich werde diese Funktion von den Versicherten gerne genutzt. Eine entscheidende Frage sei auch: Wer erklärt den Versicherten eigentlich ePA und E-Rezept, ergänzte Adolph. Die AOK baue dafür gerade ihre Filialen um und richte dort Digitalberatungsstellen ein. Außerdem biete sie in Kooperation mit Krankenhauskonsortien eine Digitalakademie, um Best Practice-Beispiele zu vermitteln.
Eine kritische Analyse lieferte die Diplom-Ingenieurin Christiane Kunder, die in einer Fallstudie im vergangenen Jahr den „Chancen und Risiken der TI in der hausärztlichen Versorgung“ nachgegangen ist. Ihr Fazit: Warum müsse jede einzelne Praxis über eine eigene TI verfügen, statt dass man die Praxen an eine zentral gemanagte TI anbindet? Simone Heckmann, Geschäftsführerin der Gefyra GmbH, warf einen skeptischen Blick auf die ePA und erklärte, warum die dokumentenbasierte Welt der ePA mit dem datenbasierten Standard FHIR schlecht kompatibel sei.
Digitale Identitäten für Patient:innen und Leistungserbringer:innen
Dr. Ralf Brandner, Managing Director bei der x-tention Informationstechnologie GmbH und Vorstandsmitglied des bvitg, schlüsselte die zahlreichen Probleme auf, die die ePA aktuell am Erfolg hindern – vom komplizierten Zugang über fehlerhafte Spezifierungen bis hin zum mangelnden Virenschutz beim Download von Dokumenten und interoperationellen Problemen zwischen ePA, Konnektoren und den Primärsystemen. Für eine TI 2.0 seien unter anderem dringend digitale Identitäten für Patient:innen und Leistungserbringer:innen erforderlich. Die ePA müsse „schnell zu einer sinnvollen Nutzung gebracht werden, und wir müssen sie offener gestalten als bisher“.