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gematik im Gespräch: Mitnehmen und begeistern

Auf der Bühne sitzen ein Mann und eine Frau als Talkgäste und sprechen miteinander. Um sie herum sitzt Publikum.

Für das Gespräch mit Dr. Florian Hartge hatte sich Melanie Wendling, Geschäftsführerin des bvitg (Bundesverband Gesundheits-IT), viel vorgenommen: Ausschließlich positive Nachrichten sollte der Interims-Geschäftsführer der gematik verkünden. Dabei warf sie den Blick eingangs nicht etwa nach vorn in Richtung der geplanten Digital Agentur oder des Kompetenzzentrums für Interoperabilität im Gesundheitswesen (KIG), sondern erst einmal zurück auf die fast 30-jährigen Geschichte der gematik.

Ihre Gründung ging laut Wendling zurück auf den Arzneimittelskandal rund um den Cholesterinsenker Lipobay. An einem zentralen, für alle Behandelnden zugänglichen Ort sollten Medikamentenpläne gespeichert werden, um Wechselwirkungen zu vermeiden. Dass es die elektronische Patientenakte (ePa) in der damals angedachten Form noch nicht gibt, hat laut Florian Hartge verschiedene Gründe. Zum einen sei das Gesundheitswesen in Deutschland komplexer als in anderen Staaten, die in der Digitalisierung des Gesundheitswesen deutlich weiter seien. Zum anderen gebe es in einem Land mit 80 Millionen Einwohner:innen mehr Stimmen anzuhören als in einem kleinen Staat wie Dänemark oder Estland. Die Interessen aller Beteiligten zu berücksichtigen, bedeute eine besondere Kraftanstrengung und einen starken Akteur wie die gematik.

Die beste Lösung finden

Doch Florian Hartge setzt nicht auf harte Vorgaben, sondern begrüßt die Diskussionen rund um die Digitalstrategie. Nutzer:innen, Industrie und regulierende Stellen müssten miteinander sprechen, um die beste Lösung zu finden – und dann auch durchzuziehen. Es gehe nicht nur darum, Prozesse papierlos abzuwickeln, sondern tatsächlich Informationen zu teilen.

Der gematik-Chef beobachtet allgemein eine Aufbruchstimmung in der Branche, die auch auf der DMEA spürbar sei. Das Denken der Menschen, die im Gesundheitswesen arbeiten, habe sich verändert. Aber auch der Gesundheitsminister und neue Abgeordnete bringen Schwung in die Debatte, auch weil sie digitale Anwendungen im Alltag viel selbstverständlicher nutzen als früher. Auch Bürger:innen werden sich erst dann für die ePa begeistern, wenn sie den konkreten Nutzen erleben, anfangs zum Beispiel durch Medikationspläne, später durch hinterlegte Befunde. Schritt für Schritt werden die Funktionen weiter ausgebaut.

Ganz oben auf der Agenda der gematik steht momentan die Interoprabilität, für die das KIG gegründet wurde. Ein weiterer Schwerpunkt ist das Thema Usability. Durch regelmäßige Umfragen unter Nutzenden werden die Grundlagen für Best Practice-Beispiele geschaffen. Unter den gematik-Mitarbeitenden soll Design Thinking als Methode gestärkt werden. Zudem legt sie die regulatorischen Grundpfeiler für den Europäischen Gesundheitsdatenraum (EHDS).