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Mehr Frauengesundheit dank besserer Daten

Fünf Frauen auf der Bühne des She Health Panels auf der DMEA.

Foto: Messe Berlin

Auch wenn Frauen etwa die Hälfte der Weltbevölkerung ausmachen, ist die gesundheitliche Forschung überwiegend männlich geprägt. Das gelte selbst für die Gynäkologie, in der trotz einer weiblichen Patientinnenschaft nur 13 Prozent der Führungspositionen von Frauen besetzt sind, bemängelte Dr. Mandy Mangler, Chefärztin an der Klinik für Geburtsmedizin, im Vivantes Auguste-Viktoria-Klinikum in Berlin. Die überwiegend männlichen Forschenden stellen ihrer Erfahrung nach oft nicht die richtigen Fragen zum Thema Frauengesundheit. Hinzu kämen fehlerhafte anatomischen Aufklärungsbögen und Lehrbücher, in denen die weiblichen Geschlechtsorgane nicht korrekt abgebildet seien. Das wiederum habe einen direkten einen Einfluss auf die Sexualforschung, so die Sexualtherapeutin und Ärztin Dr. Maya Fehling. Sie hat das Startup Being Female gegründet, das Frauen zu mehr sexueller Lust verhelfen möchte. Solange strukturierte Daten fehlen, komme ihrer Einschätzung nach Interviews und Erfahrungsberichten eine besondere Bedeutung zu.

Fehlende Daten bei seltenen Erkrankungen

Diese Ansicht teilte auch Claudia Finis, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Berlin Institute of Health der Charité. Gerade bei seltenen Erkrankungen wie Osteogenesis imperfecta (OI), auch „Glasknochen“ genannt, erfolge zum Beispiel die Beratung von Frauen mit Kinderwunsch in der Selbsthilfe oft aus Erfahrungswerten heraus. Da durch den medizinischen Fortschritt mehr und mehr betroffene Frauen ins gebärfähige Alter kämen, ergeben sich neue Fragestellungen wie nach der optimalen Geburtsmethode. Würden Daten dazu gezielt erhoben, könnten die Betroffenen davon direkt profitieren.

Claudia Finis, die auch auf EU-Ebene in Netzwerken für seltene Erkrankungen aktiv ist, stellt fest, dass die wenigsten Register She Health-Aspekte berücksichtigen. Sie fordert eine Öffnung der Register für Erfahrungen von Patient:innen. Besonders, wer jahrzehntelang mit einer seltenen Erkrankung lebe, entwickele spezielle Strategien im Umgang damit, die nicht jedes Mal mit einem Arztbesuch einhergingen.

Femtech-Startups adressieren Wunsch nach individuellem Monitoring

Aus dem Wunsch nach individuellem Monitoring und Datenerhebungen haben sich zahlreiche Femtech-Startups wie Menstruationstracker oder Apps für Endomitriose-Patientinnen entwickelt. Innovation Facilitator Inga Bergen sieht aus der Perspektive von Unternehmen dort einen großen Markt für Bedarfe, die die Medizin nicht ausreichend sieht oder in denen es eine ungenügende Patient Journey gibt. Sie beobachtet in der Digitalisierung und Social Media eine Chance, Frauenfragen sichtbarer zu machen.

Digitalisierung verbessert Bedingungen für Forscherinnen

Laut Mandy Mangler kann die Digitalisierung helfen, Frauen auch in der Wissenschaft eine stärkere Stimme zu geben und sie sichtbarer zu machen. KI-Anwendungen bieten beispielsweise die Chance, fundierte Entscheidungen zu treffen. Zugleich können digitale Lösungen den Workload verringern und durch flexible Arbeitsmodelle mehr Frauen die Arbeit in Führungspositionen ermöglichen – Frauen, die für sie relevante Forschungsfragen voranbringen.