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Wo Europa noch viel lernen muss

WHO-Datenanalyst Keyrellous Adib steht bei einem Vortrag an einem Rednerpult. Im Hintergrund ist eine entsprechende Präsentation zu sehen.

Der Gesundheitsmarkt ist schon jetzt durchdrungen von digitalen Technologien. Doch bei weitem nicht jeder kann mit diesen Lösungen umgehen. Ganze Bevölkerungsgruppen drohen dadurch vom Gesundheitssystem abgehängt zu werden. Dies habe die Corona-Pandemie sehr deutlich gemacht, sagte Keyrellous Adib, Datenanalyst bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO), in seiner Keynote über „Digital Health Literacy in the WHO European Region“ auf der DMEA 2024. Einerseits habe die Pandemie gezeigt, wie digitale Angebote die Gesundheitsversorgung pushen können. Andererseits sei es für viele Menschen schwierig gewesen, diese Angebote auch zu nutzen.

Mindestens jeder Fünfte kämpft mit digitalen Gesundheitsinfos

Menschen mit geringer Bildung oder Digitalkompetenz, Arbeitslose, Zugewanderte und Nicht-Muttersprachler:innen hätten oft damit zu kämpfen, auch nur Zugang zu digitalen Gesundheitsangeboten zu bekommen, ergänzte Adib. Das belegt auch eine WHO-Umfrage aus dem Jahr 2019 in den 53 Mitgliedstaaten der WHO-Region Europa: Zwischen 22 Prozent und 58 Prozent der Menschen in den einzelnen Ländern sagten, sie fänden es schwierig, mit digitalen Gesundheitsinformationen umzugehen.

Für die Weltgesundheitsorganisation ist es deshalb eines der wichtigsten Themen, dass Mitgliedstaaten die Digital-Health-Kompetenz in ihrer Bevölkerung stärken – und zwar sowohl unter den Akteuren im Gesundheitsbereich als auch in der Gesamtbevölkerung, wie Adib sagte. Eine aktuelle Studie der WHO für die Region Europa zeigt: Die Mehrheit der 53 Länder hat zwar digitale Gesundheitsangebote wie Telemedizin (77 Prozent), eine staatliche Gesundheitsplattform (71 Prozent) oder mindestens ein Mobile-Health-Programm, das staatlich gefördert wird (91 Prozent). Staatlich geförderte Lernprogramme zum Umgang mit Digital-Health-Lösungen bieten hingegen nur wenig mehr als die Hälfte der Länder an.

Zentralasien setzt auf Inklusionspläne

Die WHO-Region Europa umfasst nicht nur EU-Gebiet, sondern auch Zentralasien (u.a. Kasachstan, Usbekistan, Turkmenien) und West-Asien (darunter Georgien, Israel, Türkei). Die Länder sind in sechs Subregionen zusammengefasst, und interessanterweise hinken die zentral- und westasiatischen Staaten keineswegs hinterher, im Gegenteil: Von den 53 Ländern insgesamt haben 56 Prozent einen digitalen Inklusionsplan entwickelt – in Zentralasien haben sogar alle fünf Länder einen solchen Inklusionsplan, in Nordeuropa sind es 80 Prozent, in Westeuropa (u.a. Deutschland, Belgien, Österreich) hingegen kümmern sich nicht einmal 40 Prozent um das Thema.

Lernprogramme, Strategien oder Richtlinien zur Digitalen Gesundheit haben 52 Prozent der Länder entwickelt, oder sie sind gerade dabei. In Zentralasien sind es vier der fünf Länder, in Westasien noch etwas unter 70 Prozent, in Westeuropa nur 52 Prozent. Um den Nutzen digitaler Gesundheit auszuschöpfen, müssten die Länder in Zukunft systematisch ihre Fachkräfte im Gesundheitsbereich schulen, forderte Adib. Bisher haben nur 60 Prozent der Mitgliedstaaten an ihren Hochschulen zertifizierte Kurse für Digital Health.

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